Montag, 28. Dezember 2009

Das bewegte Jahr einer kleinen Knolle

So war Kartöffelchens Jahr. Die kleine Knolle, entdeckt bei einem Fotoshooting für ein Gedicht, erlebte kurz, aber heftig den kometenartigen Aufstieg zu einem Gesangs- und Videostar, philosophierte über das Wasser in sich und draußen, das stille Wasser und das Wasser in Bewegung. Sie sinnierte über Transzendenz und ließ uns wissen, dass Kartoffeln aus demselben Sternenstaub einer Supernova entstanden wie wir Menschen.

Jede Kartoffel ist Stern, aber
kein Stern ist Kartoffel

... teilte sie mit uns von der Weisheit der Kartoffeln. Wir erfuhren, was für eine Kartoffel wichtig ist und wovor sie sich fürchtet. Sie schwärmte von Transformation, Metamorphose, nannte dies Invegetabilisation und fieberte ihrem großen Ergrünen entgegen. Da fühlen wir Menschen auch nicht anders, oder? Jeder von uns möchte nicht immer Knolle sein, möchte sein eigenes großes Ergrünen erleben und Kraft aus Sonne, Erde, Wasser und Luft schöpfen in der Gewissheit, nach gelebtem Grün wieder ins wohlige Rund der Knolle zurückkehren zu können. Reich, vermehrt, ein wenig anders vielleicht und doch ... auf diese sympathische und nahrhafte Art beinahe unsterblich ... ohne Furcht, aufgegessen zu werden, als Kartoffelbrei zu enden oder irgendwo in einer Kartoffelkiste zu verfaulen ...

Kartöffelchen fand auf dieser Reise ein paar wenige interessierte Begleiter, die Anteil an ihrem Schicksal nahmen und darauf warteten, Neues von Kartöffelchen zu hören.

So kam es auch dazu, dass jemand nach Kartöffelchens Kindern fragte und tatsächlich eines von ihnen bei sich auf dem Balkon aufwachsen lassen wollte. In einem Blumentopf, genau so, wie man es in diesem Blog sehen und nachlesen kann. Hoch oben im Norden an der Ostseeküste wuchsen sie auf. Andere Kinder Kartöffelchens blieben in Bayern und wuchsen in einem anderen Blumentopf auf, wieder anderen verschliefen das Jahr im Körbchen und machten dort neue, kleine Knöllchen, die 2010 auspepflanzt und zu neuen Kartoffelpflanzen werden. So vermehrt sich die kleine Knolle aus den Videos, die wir in diesem Blog kennenlernten, sie bleibt immer, immer, immer Kartöffelchen, nur eben an vielen Orten und in immer neuen Kartoffelkindern, in immer wiederkehrender Invegetabilisation und Inknollisation, ganz so, wie jede Kartoffel das macht.

Ach, ja, klar, jede Kartoffel, die nicht aufgegessen wird. Aber jetzt, wo Kartöffelchen zu vielen, vielen Knollen wurde, sie, die bereits eine von vielen war und ist und wahre prima inter pares, lässt Kartöffelchen schöne Grüße ausrichten und verschenkt von sich als Kartoffelsalat ... irgendwo, vielleicht, denn ich werde sie nicht beißen.

Du? :)

28. Dezember 2009